Christina Müller | Zeitschriftenschau |

Augustrundschau

Sozialwissenschaftliche Leseempfehlungen, kurz notiert

In der American Sociological Review (4/2016) geht es um (bisweilen krumme) Geschäfte – Chris M. Smith und Andrew V. Papachristos haben Multiplexity in Chicago Organized Crime Networks untersucht, während Alexandra Killewald in Money, Work, and Marital Stability die wirtschaftlichen Aspekte von Scheidungen erörtert. Neil Fligstein and Alexander F. Roehrkasse stellen ihre Erkenntnisse zu The Causes of Fraud in the Financial Crisis of 2007 to 2009 vor.

The Atlantic Monthly (Juli/August 2016) sieht mit David H. Freedman The War on Stupid People heraufziehen. Muss sich die amerikanische Gesellschaft mit einer neuen Form der Diskriminierung auseinandersetzen? Gleichzeitig scheinen die Maschinen immer intelligenter zu werden, wie Adrienne Lafrance in Your Coffeemaker Is Watching You argumentiert.

Das Berliner Journal für Soziologie (1/2016) interessiert sich in einem von Christian Lahusen und Susanne Pernicka herausgegebenen Schwerpunktheft für Horizontale Europäisierung. Sebastian M. Büttner, Lucia M. Leopold und Steffen Mau haben sich etwa mit der Professionellen Vermittlung von Europapolitik befasst. Jan Delhey und Emanuel Deutschmann stellen einen Makrosoziologischen Vergleich der EU-Mitgliedsstaaten im Hinblick auf die Europäisierung der Handlungs- und Einstellungshorizonte an.

Die Blätter für deutsche und internationale Politik (8/2016) bringen mit Wie aus Linken Rechte werden einen Auszug aus Didier Eribons vieldiskutiertem neuem Buch Rückkehr nach Reims. Britta Ohm denkt in Exzellente Entqualifizierung über das neue akademische Prekariat nach. Und Uwe Krüger erklärt, Wie Alphajournalisten die politische Debatte bestimmen.

dérive (Juli 2016) erforscht in einem Themenschwerpunkt Urbane Lebenswelten von Roma. Ferdinand Koller etwa fragt: Sind Bettler Roma, sind Roma Bettler? Außerdem bespricht Klaus Ronneberger in Die Stadt ins Werk setzen den endlich in deutscher Übersetzung vorliegenden Klassiker von Henri Lefebvre Recht auf Stadt.

Gender (2/2016) thematisiert in Normalität dekonstruieren queere Perspektiven. Anja Gregor etwa stellt Intersexualität als Kritischen Spiegel für queer theory vor. In den Beiträgen von Claudia Krell und Kerstin Oldemeier respektive von Elke Zobl und Ricarda Drüeke geht es jeweils um die Erfahrungen queerer Jugendlicher in Deutschland, einerseits im Hinblick auf Identitätskonstruktionen und andererseits im Kontext von sozialen Projekten.

Heft 2/2016 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie steht im Zeichen der Migration. Christian S. Czymara und Alexander W. Schmidt-Catran haben die Akzeptanz von Einwanderern empirisch untersucht. Bernadette Strobel und Julian Seuring interessieren sich für den Sprachgebrauch bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Martin Neugebauer und Oliver Klein wiederum fragen: Profitieren Kinder mit Migrationshintergrund von pädagogischen Fachkräften mit Migrationshintergrund?

Auch in der Kritischen Justiz (2/2016) dreht sich alles um Zuwanderung und speziell das Flüchtlingsrecht. Reinhard Marx plädiert für Europäische Integration durch Solidarität, Tarek Naguib nimmt in Xeno-, Islamo-, Christianophobia etc. eine Begriffskritik vor und die Asylpakete I und II werden im Hinblick auf Verfassungs-, europa- und völkerrechtliche Probleme von Marei Pelzer und Maximilian Pichl auf den Prüfstand gestellt.

Für die London Review of Books (16/2016) hat Christian Lorentzen die National Democratic Convention in den USA besucht – und für den dazugehörigen Blog auch gleich über die Veranstaltung der politischen Gegner berichtet.

Der Merkur (Nr. 807) bringt einen Schwerpunkt zu China heute mit Beiträgen von Dominic Sachsenmaier, Alec Ash und Hans Steinmüller. David Kuchenbuch nimmt sich in »Fernmoral« eine Genealogie des glokalen Gewissens vor.

In der New York Review of Books (13/2016) bespricht Adam Tooze Gian Giacomo Migones Buch The United States and Fascist Italy. Joshua Hammer fragt derweil: Can Germany Cope with the Refugees? Und Andrew J. Nathan stellt diverse Neuerscheinungen zu Nordkorea und seinem Diktator vor.

Die neue Polar (Nr. 21) steht unter dem Motto Gegen die Angst. Da darf natürlich Heinz Bude mit einem Beitrag über Die »Abgehängten« und »Verbitterten« in der Gegenwartsgesellschaft nicht fehlen. Maja Bächler macht sich auf die Suche nach den Entstehungsgründen einer schillernden Redewendung, nämlich der German Angst. Und Micha Brumlik kommt in Identitäre Bezüge auf Dugin, Evola und immer wieder Heidegger zurück.

Die Schweizerische Zeitschrift für Soziologie (2/2016) widmet sich den Bildungs- und Integrationserfolgen von Zuwandererkindern. Philipp Schnell und Rosita Fibbi haben beispielsweise Bildungs- und Berufsverläufe von Nachkommen türkischer und exjugoslawischer MigrantInnen in Österreich und der Schweiz miteinander verglichen.

Auch Sociology legt in Heft 4/2016 den Schwerpunkt auf Fragen der sozialen Ungleichheit und die Perspektiven von Jugendlichen. Jessica Francombe-Webb und Michael Silk haben Young Girls’ Embodied Experiences of Femininity and Social Class untersucht, während Sanna Aaltonen und Sakari Karvonen das Verhältnis von Parental Support and Future Expectations of Young People from Less Privileged Backgrounds diskutieren.

In der Soziologie (3/2016) behaupten Peter Bescherer und Dietmar Wetzel: Öffentlicher Raum braucht öffentliche Soziologie. Und Jan-Felix Schrape fragt sich, inwiefern Soziologie als ›Marke‹ fungieren kann. Ivo Windrich liefert empirische Einblicke in die Mathematikkenntnisse von Soziologiestudierenden.

Thesis Eleven (August 2016) hat sich eine spezielle Region als Schwerpunktthema auserkoren. In Mapping Western Australia befassen sich Autor_innen wie Mark Beeson, Anna Haebich, Sean Gorman und Jon Stratton mit der Geografie, Politik und Sozialstruktur des Gebiets um Perth. Außerdem rezensiert Tim Corballis den Band Agamben and the Politics of Human Rights von John Lechte und Saul Newman.

Für das Times Literary Supplement (19./26. August 2016) denkt Kerstin Hoge, veranlasst durch die Lektüre von Therese Hustons How Women Decide, über Stereotype von Frauen in der Politik nach. Und Edward N. Luttwak blickt auf die Enthüllungen der Panama Papers zurück.

Transit (Nr. 48) befürchtet eine Rückkehr der illiberalen Demokratie, etwa in Polen, Ungarn und der Türkei, und hat zu diesem Thema Beiträge von Jan-Werner Müller, Vladimir Gel’man, Paul Ricœur und Soli Özel eingeworben.

Die Zeitschrift für Ideengeschichte (3/2016) widmet sich dem Russischen Herbst – Kerstin Holm etwa setzt Russlands politische Psyche und Europa zueinander ins Verhältnis, während Adam Tooze an 1917 und den Demokratischen Frühling in Russland erinnert. Eva Marlene Hausteiner macht sich Gedanken Zur Ordnung des russischen Raumes.

Die Zeitschrift für theoretische Soziologie (1/2016) schließlich setzt sich unter dem Stichwort Doppelte Kontingenz mit Uwe Schimanks Grundriss einer integrativen Theorie der modernen Gesellschaft auseinander. Zu denjenigen, die Stellungnahmen formuliert haben, gehören Nicole Burzan, Christoph Deutschmann, Anja Weiß und Jan Sparsam. Darüber hinaus hat sich Rainer Schützeichel mit dem Programm des Reduktiven Individualismus befasst, das Jens Greve in Anlehnung an Max Weber formuliert und 2014 als Buch vorgelegt hat.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Martin Bauer.

Kategorien: Wissenschaft Medien

Christina Müller

Dr. Christina Müller ist Literaturwissenschaftlerin und Lektorin im Philipp Reclam jun. Verlag. Sie war bis November 2016 für das Hamburger Institut für Sozialforschung als Redakteurin der Zeitschrift Mittelweg 36 sowie des Portals Soziopolis tätig.

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