Felix Axster, Christoph Gollasch | Veranstaltungsbericht |

Verflechtungen von Rasse, Klasse, Nation

Bericht zur Tagung „Dangerous Conjunctures“ vom 15.–17. März 2018 im Haus der Kulturen der Welt Berlin

Mitte der 1980er-Jahre organisierte der Philosoph Étienne Balibar mit dem Historiker und Soziologen Immanuel Wallerstein drei Seminare am Maison de science de l’homme in Paris, um die Frage nach dem Verhältnis zwischen Rasse, Nation und Klasse bzw. zwischen Rassismus, Nationalismus und Klassismus zu diskutieren. Dabei ging es auch um den Versuch einer Erneuerung der marxistischen Theorie, der sich sowohl Balibar als auch Wallerstein zurechne(te)n, und die den Rassismus im Sinne des Basis-Überbau-Modells allzu oft als Nebenwiderspruch behandelte oder ökonomistisch aus den wirtschaftlichen Produktionsbedingungen ableitete. Aus den Seminaren ging das Buch Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten hervor, das 1988 erstmals in Frankreich publiziert und kurz darauf in acht Sprachen übersetzt wurde. Die deutsche Ausgabe erschien 1990, zu einer Zeit also, als sich im Zuge der Wiedervereinigung eine gefährliche Konjunktur abzuzeichnen begann, die von nationalistischem Taumel und rassistischen Pogromen gekennzeichnet war.

Gefährliche Konjunkturen (bzw. Dangerous Conjunctures) war auch der Titel eines von Manuela Bojadžijev und Kathrin Klingan kuratierten Symposiums, das vom 15. bis zum 17. März im Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) stattfand. Anlässlich der Veröffentlichung des rassismuskritischen Klassikers vor 30 Jahren und der gegenwärtig erneut zu konstatierenden Konjunktur von Nationalismus und Rassismus im globalen Maßstab waren zahlreiche Rassismusforscher*innen eingeladen, die – so der Untertitel des Symposiums – Aktualität von Balibar/Wallersteins ‚Rasse, Klasse, Nation‘ zu diskutieren. Im Hinblick sowohl auf die Struktur des Programms als auch auf die Form der Präsentationen orientierte sich das Symposium am Buch – die Panels waren thematisch entlang der Hauptkategorien Rasse, Klasse und Nation strukturiert und außerdem dialogisch konzipiert. Das heißt, es wurde mit unterschiedlichen Präsentationsformaten experimentiert: sich gegenseitig kommentierende Vortragende, Fragerunden mit kurzen Antworten, spontane Kommentierungen von projizierten Bildern und Videos etc. Darüber hinaus spielten die Kuratorinnen mit den Räumen, in denen die Panels stattfanden. Das Publikum befand sich mal auf den gewöhnlichen Rängen des großen Saals, mal in dessen „Manege“ auf einer kleinen Tribüne, mal in einer Art Teach-in im Foyer des HKW. Ein interessanter Effekt der wechselnden Raumsituation war, dass Interventionen von außen scheinbar leichter fielen, als das für gewöhnlich der Fall ist, mitunter entwickelten sich ebenbürtige Diskussionen mit den Panelist*innen. All diese Experimente haben mal mehr, mal weniger gut ihren intendierten Zweck erfüllt. In den besten Momenten entstanden sehr dichte und zugleich kurzweilige Gespräche und Konstellationen, die äußerst inspirierend und anregend waren, und die in besonderer Weise veranschaulichten, dass die Praxis der Theorie, von Balibar und Wallerstein vor 30 Jahren propagiert und von den Kuratorinnen wieder aufgegriffen, durchaus mitreißend und gewissermaßen ansteckend sein kann.

Eine weitere Besonderheit des Symposiums war die internationale Zusammensetzung der Panelist*innen. Beispielsweise saßen beim dritten Panel Klasse und Klassenpolitik neu denken vier Referent*innen aus vier Kontinenten auf dem Podium. Damit stand unweigerlich die Frage jeweils spezifischer Erfahrungen mit Klasse und Klassenpolitiken im Raum. Es war beeindruckend zu sehen, wie scheinbar disparate Erfahrungsdimensionen hier, ausgehend vom Begriff der Klasse, produktiv miteinander verknüpft werden konnten: die Erfahrung eines jungen Studenten, der in den 1960er-Jahren im Vollzug des Klassenkampfes vor den Werktoren italienischer Fabriken stand, aber bald zu merken begann, dass die Fokussierung auf die Industriearbeiter*innen zu kurz griff, da an anderen Orten schon längst andere Kämpfe mit anderen Protagonist*innen stattfanden, die es erforderlich machten, traditionelle Vorstellungen von Klassenzusammensetzung und -bewusstsein zu hinterfragen (TONI NEGRI); die Erfahrung des Aufwachsens in China während der Kulturrevolution, das von der scheinbaren Gewissheit geprägt war, die arbeitende Klasse sei gemäß der Verfassung die herrschende Klasse, zu der im Übrigen auch Akademiker*innen gehörten, und dass der Klassenfeind innerhalb der Kommunistischen Partei zu lokalisieren sei (WANG HUI); die Erfahrung einer lateinamerikanischen Wissenschaftlerin und Aktivistin, dass sich die Lebensbedingungen und -realitäten indigener Gemeinschaften nur sehr bedingt mit dem theoretischen Instrumentarium des klassischen Marxismus erfassen, beschreiben und analysieren lassen (RAQUEL GUTIÈRREZ AGUILAR); schließlich die koloniale Erfahrung des Weiß-Werdens, gewissermaßen als Erbe der Ur- und Großeltern, die, aus einem proletarischen Milieu in Europa stammend, nach Südafrika auswanderten, dort durch Besitz von Grund und Boden allmählich in der sozialen Hierarchie aufstiegen, und somit das System der Segregation verkörperten (KELLY GILLESPIE).

Die Diskussion der Frage nach den jeweiligen Erfahrungen mit Klasse und Klassenpolitik wurde hier jeweils spezifisch gerahmt: eine Art Erweckungsgeschichte, die den Übergang vom Marxismus zum Postmarxismus biografisch verankert; der Verweis auf die dogmatischen Verhärtungen sowie auf das destruktive Potenzial des (historisch gewordenen) real existierenden Sozialismus; die Konfrontation mit einem Anderen, in deren Folge die Konstitution des Selbst brüchig zu werden beginnt; das Familienarchiv als Indiz für die scheinbare Unentrinnbarkeit von Rasse, Klasse, Nation. Trotz – oder gerade wegen – der unterschiedlichen Rahmungen wurde in besonderer Weise ersichtlich, dass Erfahrungen stets situiert sind. Entsprechend zeugten die Erfahrungsberichte von der Notwendigkeit, Differenzen zu berücksichtigen und anzuerkennen, die einer Klassenpolitik insofern entgegenzustehen scheinen, als diese stets eine Einheit (im Sinne eines identifizierbaren Gemeinsamen) voraussetzen muss. Das Panel erschöpfte sich allerdings nicht in der Rekonstruktion historischer Erfahrungen, sondern thematisierte in einem zweiten Teil auch gegenwärtige Kämpfe. Abermals wurde hier der Faktor Situiertheit betont, also auf die jeweils spezifischen Bedingungen und Ausgangslagen hingewiesen, die zum Beispiel die Bemühungen südafrikanischer Student*innen um eine Dekolonisierung der Universität Kapstadt und der akademischen Wissensproduktion im Allgemeineren rahmen. Gleichwohl markierte diese Betonung keineswegs eine Absage an den Versuch, eine gemeinsame Sprache zu finden. Im Gegenteil zeichnete sich das Panel gerade dadurch aus, dass Differenz und Einheit einander gerade nicht ausschlossen. Die Praxis der Theorie – so ließe sich anschließend an Balibar/Wallerstein und die Kuratorinnen sagen – vermochte hier zwischen Differenz und Einheit zu vermitteln.

Auch im letzten Panel Aktuelle Konjunkturen des Rassismus – es ließe sich etwas freihändig mit dem letzten Kapitel Verschiebungen des gesellschaftlichen Konflikts? aus Rasse, Klasse, Nation parallelisieren – standen gegenwärtige Kämpfe im Fokus. Dabei wurde abermals auf gelungene Weise mit dem Präsentationsformat experimentiert, das drei Subthemen vorsah. Die Panelist*innen wechselten bei jedem Thema, so dass alle Teilnehmenden der vorherigen Panels abermals – wenn auch etwas kürzer – auf der Bühne saßen. Erfreulich war hier ebenfalls die frühe Einbeziehung des Publikums. Dadurch entsponnen sich äußerst lebhafte Diskussionen, zum Beispiel über den Stand der feministischen Theorie und Bewegung sowie genauer über die Frage, wie der (neu-)rechten Strategie der Aneignung und Entwendung feministischen Terrains im Kontext antimuslimischer Ressentiments zu begegnen sei. Auch die seit einigen Jahren verstärkt aufkommenden Bewegungen der Geflüchteten fanden in diesem Format Widerhall. Hierbei war ein eingangs vorgeführter Videoclip interessant. Es handelte sich um einen Protestsong, in dem immer wieder die Parole Azadi (Freiheit) ertönte, visuell untermalt von Bildern des Protests gegen die rechtskonservative Regierung Indiens. Ein Panelist (SHARAM KHOSRAVI) wies auf die globale Verbreitung dieser Parole hin, die nicht nur in Kaschmir, sondern auch in Teheran, Damaskus und Deutschland zu vernehmen sei. In dieser Beobachtung kristallisierte sich ein weiteres Mal die Frage nach dem Verhältnis von Einheit und Differenz heraus, die bereits im Panel über Klasse und Klassenpolitik aufgeworfen wurde. Insofern ließe sich die Azadi-Parole wie auch die nationalstaatliche Grenzen zumindest partiell außer Kraft setzenden Bewegungen der Geflüchteten als eine Art Praxis von – in den Worten Khosravis – performing utopia verstehen.

Den Raum und die Ressourcen für derartige Diskussionen, die gleichermaßen Utopien und emanzipatorische Kämpfe sowie die Verwerfungen von Rassismus, Nationalismus und Klassenherrschaft im Blick haben, zur Verfügung zu stellen, aber auch gegenüber Verwertungslogiken zu schützen, stellte BERND SCHERER, Intendant des HKW, in seinem Beitrag am ersten Abend des Symposiums als ein zentrales Anliegen der Veranstalter*innen heraus. Die Entwicklung gerechter Institutionen, die Individuen nicht gegen oder ohne deren Willen objektivieren, sondern Ausdruck von Selbstbestimmung sind, sei eine zentrale Aufgabe für die Zukunft. Zwar erschienen Menschen zunehmend als vernetzte Individuen, in Wahrheit verberge sich hinter jedem „like“ auf Facebook jedoch nicht nur ein subjektiver Ausdruck, sondern auch kapitalistische Verwertung. Die Technologisierung, das globale Grenzregime, die autoritäre Zuspitzung des Neoliberalismus – in der Gegenwart ließen sich zahlreiche gefährliche Konjunkturen der Objektivierung beobachten. Diese griff auch ÉTIENNE BALIBAR in seinem anschließenden Abendvortrag auf. Dabei unterstrich er die überzeitliche Funktion von Rasse, die Welt nach dem Maßstab der Abstammung zu ordnen. Als – so hat es Stuart Hall einmal formuliert – „floating signifier“, der Teil einer dialektischen Bewegung von Zuschreibung und Selbstdefinition, Individualisierung und Gruppierung sei, erfahre die Kategorie Rasse in der postkolonialen Welt, in der unterschiedlichste Menschen global konsumieren und sich bewegen, zwar eine Rekonfiguration.[1] Seit der Europäisierung der Welt fungiere sie jedoch als elementarer Bestandteil von gesellschaftlichen Kämpfen und staatlicher Biopolitik. So gut wie alle Akteur*innen bezögen sich dabei auf den Staat, der somit – sowohl in post-imperialen als auch in post-kolonialen Gesellschaften – zur zentralen Instanz der Vermittlung von Ein- und Ausschluss werde. In seiner Konklusion schlug der Philosoph somit einen Bogen zum Beitrag von Scherer: „In the end, it seems to be a question of democracy.“

Dangerous Conjunctures war ein Großevent. Die Menge an Teilnehmenden und Beiträgen war bisweilen erschlagend. Entsprechend vielfältig standen sich Perspektiven und Meinungen gegenüber, und leider gelang es nicht immer, einander die partikularen Erfahrungen zu vermitteln. Ab und an erschienen einzelne Diskussionen seltsam geschichtsvergessen, sodass aus dem Auditorium Verweise auf historische Debatten erfolgten. Gelegentlich gerieten Beiträge zudem ins Fahrwasser simplifizierender Vereinheitlichungen. Dass islamische Religionszugehörigkeit heute allgemein als eine Art neue Rasse fungiert, scheint angesichts der enormen Verbreitung des antimuslimischen Rassismus eine plausible These zu sein. Schließlich gleichen sich die Diskriminierungserfahrungen muslimischer Menschen in Westeuropa, wie in NILÜFER GÖLES Vortrag deutlich wurde. Im Besonderen seien jene Muslima betroffen, die gesellschaftlich umfassend teilhaben und dabei selbstbewusst ihr Kopftuch tragen. Von der Vortragenden unbeachtet blieben jedoch vorangegangene Diskussionen, in denen bereits hervorgehoben worden war, dass sich Stigmatisierung und Diskriminierung auf der Grundlage von Religiosität und Kommunitarismus im „säkularen“ Frankreich, im „post-imperialen“ Großbritannien und im „nachholenden“ Deutschland recht unterschiedlich vollziehen. Global betrachtet mögen noch ganz andere Verhältnisse deren Vergleichbarkeit erschweren. Das situierte Wissen von Betroffenen vermag zwar überall die Partikularität eines korrumpierten Universalismus aufzuzeigen, begründet aber für sich allein keine einheitliche Definition und Verortung von Rasse. Allzu gewagt war die These, die den westeuropäischen Linken in punkto Islamfeindlichkeit einen „blinden Fleck“ attestierte, der dazu führe, dass sich linke und rechte Positionen zum Islam nivellierten. Denn trotz einer auch in linken Milieus vorzufindenden Islamfeindlichkeit wäre es für die Analyse wichtig, zwischen linker Religionskritik und antimuslimischem Rassismus der Rechten zu unterscheiden. Bleiben solche Differenzierungen aus, gewinnt man mitunter den Eindruck, die analytische Kategorie „Islamophobie“ solle das Spannungsfeld von Rasse, Klasse und Nation ersetzen.

Befremdlich war auch, auf welche Weise mitunter auf den „Nahostkonflikt“ Bezug genommen wurde. Das beiläufige Einflechten von Buzzwords wie ‚Siedlerkolonialismus‘ in Nebensätzen jedenfalls wurde der Komplexität des Konflikts nicht gerecht. Bezeichnend war in diesem Zusammenhang auch das bereits erwähnte Schlusspanel: Zusätzlich zu dem Videoclip wurden einige Fotografien auf die Leinwand projiziert. Eines der Bilder zeigte vier uniformierte und bewaffnete Soldatinnen der Israel Defense Force (IDF). Eine Panelistin (ZIMITRI ERASMUS) stellte die einigermaßen enigmatische Frage in den Raum, welche Bedeutung ein solches Bild für den Feminismus habe. Die Frage verhallte unbeantwortet und wurde nicht weiter kommentiert. Angesichts der Bedeutung der Ikonografie von bewaffneten Frauen im Rahmen der Bildpolitiken des Feminismus (zu denken wäre etwa an kurdische Frauenmilizen oder an bewaffnete Partisaninnen im Kampf gegen den Faschismus/Nationalsozialismus) entstand der Eindruck, dass die Frage, die implizit einen Gegensatz zwischen Waffen/Uniformen/Militär einerseits und Feminismus andererseits zu postulieren schien, nicht auf kämpfende Frauen an sich abzielte, sondern auf bewaffnete Frauen in der israelischen Armee. Aber zusätzlich zu (militärischer) Besatzungspolitik und Kriegsverbrechen ließe sich beim Anblick dieses Bildes auch die Geschichte des Holocaust assoziieren sowie die aus dieser Geschichte erwachsene Einsicht in die Notwendigkeit zur Selbstverteidigung. In diesem Sinne reproduzierte das Symposium bisweilen die Trennung zwischen Antisemitismusforschung und Rassismusforschung. Anders gesagt: Es ist schwer nachvollziehbar, warum in rassismustheoretischen Debatten häufig der Antisemitismus nahezu vollständig ausgeblendet wird, zumal wenn es um Bezugnahmen auf den „Nahostkonflikt“ geht.[2]

Trotz dieser kritischen Anmerkungen und trotz des zeitweilig entstehenden Eindrucks, einem Happening der globalen Bildungselite beizuwohnen, die sich im Medium der akademisierten englischen Sprache austauschte, ist das Konzept, 30 Jahre nach Erscheinen von Rasse, Klasse, Nation über das Verhältnis zwischen Rassismus, Klassismus und Nationalismus nachzudenken – und zwar auf der Höhe der Zeit, also unter Berücksichtigung von veränderten Rahmenbedingungen hinsichtlich der globalen Arbeitsteilung, des weltweiten Aufstiegs rechter und rechtsextremer Bewegungen und Ideologien sowie des Charakters von Kapital und Arbeit (Stichwort: Digitalisierung) – aufgegangen.[3] Gerade der Versuch, das destruktive Potenzial der mit Rasse, Klasse und Nation verbundenen Herrschaftsstrukturen sowie die Gegenstrategien und -praxen, die in diese Strukturen intervenieren bzw. ihnen zu entkommen versuchen, gleichermaßen in den Blick zu nehmen, hat sich als besonders inspirierend erwiesen. Die Suche nach der Einheit in Differenz – so ließe sich resümieren – geht weiter. Aber sie ist nach dem Symposium um eine Erfahrung reicher.

Zuletzt sei darauf verwiesen, dass Dangerous Conjunctures den Abschluss eines längeren Forschungs- und Diskussionsprozesses bildete. So fanden im Vorfeld des Symposiums mehrere Workshops an unterschiedlichen Orten statt (Berlin, Belgrad, Buenos Aires, Kapstadt, Kalkutta, Ankara), bei denen ähnliche Fragen diskutiert wurden. Daraus ging ein Sammelband hervor, der vor allem die jeweils spezifische Rezeption von Rasse, Klasse, Nation in unterschiedlichen regionalen Kontexten reflektiert.[4] Darüber hinaus ist ein ca. 40-minütiger Film entstanden, in dem Bojadžijev mit Balibar und Wallerstein über die Entstehung und den politischen Einsatz von Rasse, Klasse, Nation diskutiert. An einer Stelle im Film geht Balibar auf die Wahlerfolge des Front National in Frankreich Mitte der 1980er-Jahre ein, durch die die Beschäftigung mit Rassismus auf besondere Weise drängend geworden sei. Mit Blick auf die Wahlerfolge der Alternative für Deutschland (AfD) und die gegenwärtigen Debatten über den Aufstieg des sogenannten Rechtspopulismus lässt sich konstatieren, dass ein Beitrag wie Rassismus und Krise aus Rasse, Klasse, Nation auch 30 Jahre nach seinem Erscheinen kaum an Aktualität eingebüßt hat.

Zum Programmheft (PDF)

  1. Stuart Hall, Race, the Floating Signifier, 1997.
  2. Dasselbe gilt im Übrigen auch für kritische Diskussionen über Antisemitismus, in denen oftmals der Rassismus kaum Beachtung findet.
  3. Vermutlich hätte eine Mischung aus Wissenschaft und Aktivismus den letztlich doch sehr akademischen Charakter der Veranstaltung produktiv durchbrechen können – wobei anzumerken ist, dass die meisten Teilnehmenden sich durchaus als Wissenschaftler*innen und als Aktvist*innen verstehen.
  4. Manuela Bojadžijev / Kathrin Klingan (Hg.): Balibar/Wallerstein’s „Race, Nation, Class“. Rereading a Dialogue for Our Times, Hamburg 2018.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Stephanie Kappacher, Clemens Reichhold.

Kategorien: Staat / Nation Soziale Ungleichheit Rassismus / Diskriminierung Politik Demokratie

Felix Axster

Felix Axster ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Momentan forscht er zu den historischen Relationen zwischen Arbeit, Antisemitismus und kolonialem Rassismus. Weitere Forschungsschwerpunkte: Kolonialgeschichte, Erinnerungspolitik, Mediengeschichte.

Alle Artikel

Christoph Gollasch

Christoph Gollasch ist Doktorand am Ludwig-Rosenberg-Kolleg des Moses-Mendelssohn-Zentrums (Potsdam) und am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Er promoviert zur Rezeptionsgeschichte des Geld- und Zinskritikers Silvio Gesell. Weitere Forschungs- und Interessensschwerpunkte: Geschichte der Arbeiterbewegung und des Nationalsozialismus, Erinnerungspolitik, historisch-politische Bildung.

Alle Artikel

PDF

Zur PDF-Datei dieses Artikels im Social Science Open Access Repository (SSOAR) der GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften gelangen Sie hier.

Empfehlungen

Claus Leggewie

Die Vorläufer der Neuen (alten) Rechten

Rezension zu „Rechtsextrem: Biografien nach 1945“ von Gideon Botsch, Christoph Kopke und Karsten Wilke (Hg.)

Artikel lesen

Charlotte Wiemann

Wider die Unterkomplexität

Rezension zu „Antisemitismus gegen Israel“ von Klaus Holz und Thomas Haury

Artikel lesen

Francesca Raimondi

Staaten und Körper in der Pandemie

Rezension zu „Die Ordnung der Berührung. Staat, Gewalt und Kritik in Zeiten der Coronakrise“ von Gesa Lindemann

Artikel lesen

Newsletter