Karl Marx | Jubiläum |

„Charles Marx, the future dictator of Germany”

Marx in Zitaten II

Ich habe nie, besoffen oder nüchtern, Äußerungen gemacht, dass die Arbeiter nur zu Kanonenfutter gut sind, obgleich ich diese Knoten … kaum gut genug dafür halte.

(Marx 1853)

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Aber so leicht es ist bei den englischen Arbeitern das Rationelle durchzusetzen, so sehr muss man aufpassen, sobald Literaten, Bürger oder Halbliteraten an der Bewegung partizipieren.

(An Engels, 10. Dezember 1864; MEGA III/13, S. 115; MEW 31, S. 39)

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Ich dehne diesen Band mehr aus, da die deutschen Hunde den Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt schätzen.

(An Engels, 18. Juni 1862; MEGA III/12, S. 136; MEW 30, S. 248)

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Liebknecht ist ebenso schriftstellerisch unbrauchbar wie er unzuverlässig und charakterschwach ist, wovon ich Näheres wieder zu berichten haben werde. Der Kerl hätte diese Woche einen definitiven Abschiedstritt in den Hintern erhalten, zwängen nicht gewisse Umstände, ihn einstweilen noch als Vogelscheuche zu verwenden.

(An Engels, 25. Mai 1959)

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Gewerkschaften tun gute Dienste als Sammelpunkte des Widerstands gegen die Gewalttaten des Kapitals. Sie verfehlen ihren Zweck zum Teil, sobald sie von ihrer Macht einen unsachgemäßen Gebrauch machen. Sie verfehlen ihren Zweck gänzlich, sobald sie sich darauf beschränken, einen Kleinkrieg gegen die Wirkungen des bestehenden Systems zu führen, statt gleichzeitig zu versuchen, es zu ändern, statt ihre organisierten Kräfte zu gebrauchen als einen Hebel zur schließlichen Befreiung der Arbeiterklasse, d. h. zur endgültigen Abschaffung des Lohnsystems.

(MEGA II/4.1, S. 432; MEW 16, S. 152)

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Der eigentümliche Charakter der Sozial-Demokratie fasst sich dahin zusammen, dass demokratisch-republikanische Institutionen als Mittel verlangt werden, nicht um zwei Extreme, Kapital und Lohnarbeit, beide aufzuheben, sondern um ihren Gegensatz abzuschwächen und in Harmonie zu verwandeln.

(MEGA I/11, S. 124; MEW 8, S. 141)

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In dem heute angekommenen ‚Social-Demokrat‘ findet sich glücklicherweise, im Feuilleton hinter meinem Artikel, Dein Aufruf zum Totschlagen des Adels.

(An Engels, 6. Februar 1865)

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Es ist dies würdig der Einbildung [Ferdinand] Lassalles, dass man mit Staatsanlehn eben so gut eine neue Gesellschaft bauen kann wie eine neue Eisenbahn!

(MEGA I/25, S. 20; MEW 19, S. 28)

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Dem Wilhelm Liebknecht werde ich einige Donnerzeilen über seine Schwachleibigkeit schreiben. Was wir wollen, ist ja grade der Untergang des ‚Social-Demokrat‘ und der ganzen Lassallenscheiße.

(An Engels, 10. Februar 1866)

                                                          ***

Du weißt, dass ich hier mit meinem Onkel (der das Vermögen meiner Mutter verwaltet und in früheren Zeiten mir öfter bedeutende Vorschüsse auf mein Erbteil gemacht hat) schwierige Geldverhältnisse in Ordnung bringen will. Der Mann ist zäh, ist aber begeistert von meinem Schriftstellertum. Du musst daher in Deinem Brief an mich von dem Erfolg (obwohl das Gegenteil der Fall ist) meiner letzten Schrift, von gemeinschaftlichen Zeitungsplänen usw. sprechen.

(An Lassalle, 15. Februar 1861)

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Da Lassalle tot ist und nicht mehr schaden kann, muss man natürlich – so viel möglich, d.h. ohne sich selbst zu kompromittieren – ihn gegen diese kleinbürgerlichen Kanaillen verteidigen.

(An Engels, 25.November 1864; MEGA III/13, S. 82; MEW 31, S. 32)

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Die Franzosen brauchen Prügel. Siegen die Preußen, so ist die Zentralisation der Staatsmacht nützlich für die Zentralisation der deutschen Arbeiterklasse. Das deutsche Übergewicht wird ferner den Schwerpunkt der westeuropäischen Arbeiterbewegung von Frankreich nach Deutschland verlegen, und man muss bloß die Bewegung von 1866 bis jetzt in beiden Ländern vergleichen, um zu sehen, dass die deutsche Arbeiterklasse theoretisch und organisatorisch der französischen überlegen ist. Ihr Übergewicht auf dem Welttheater über die französische wäre zugleich das Übergewicht unserer Theorie über Proudhons.

(An Engels, 20. Juli 1870)

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Ich meinerseits wäre dafür, dass beide, Preußen und Franzosen, sich abwechselnd schlagen, und dass – wie ich annehme – die Deutschen schließlich siegen. Ich wünsche das deshalb, weil die definitive Niederlage des französischen Kaisers wahrscheinlich eine Revolution in Frankreich hervorruft.

(An seine Tochter Laura, 28. Juli 1870)

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Dann schrieb ich an meine Mutter, drohte ihr, Wechsel auf sie zu ziehen und im Nichtzahlungsfall nach Preußen zu gehen und mich einsperren zu lassen!

(An Engels 1851)

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Von meiner Alten erhielt ich gestern Antwort. Nichts als ‚zärtliche‘ Redensarten, but no cash. Außerdem teilt sie mir mit, was ich längst wusste, dass sie 75 Jahre alt ist und manche Gebrechen des Alters fühlt.

(An Engels, 6. November 1861)

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Kugelmann hat mir zu meinem Geburtstag zwei Stück Tapete aus dem Arbeitszimmer von [Gottfried Wilhelm] Leibniz geschickt, was mich sehr amüsiert hat. Nämlich L[eibniz’] Haus ist niedergerissen worden letzten Winter und die dummen Hannoveraner – die in London ein Geschäft mit den Reliquien hätten machen können – haben alles weggeschmissen.

(An Engels, 10. Mai 1870; MEW 32, S. 504)

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Die indische Gesellschaft hat überhaupt keine Geschichte, zumindest keine bekannte Geschichte. Was wir als ihre Geschichte bezeichnen, ist nichts anderes als die Geschichte der aufeinanderfolgenden Eindringlinge, die ihre Reiche auf der passiven Grundlage dieser widerstandslosen, sich nicht verändernden Gesellschaft errichteten.

(Marx, 22. Juli 1853)

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Ja, die deutsche Geschichte schmeichelt sich einer Bewegung, welche ihr kein Volk am historischen Himmel weder vorgemacht hat, noch nachmachen wird. Wir haben nämlich die Restaurationen der modernen Völker geteilt, ohne ihre Revolutionen zu teilen. Wir wurden restauriert, erstens, weil andere Völker eine Revolution wagten, und zweitens, weil andere Völker eine Konterrevolution litten, das eine Mal, weil unsere Herren Furcht hatten, und das andere Mal, weil unsere Herren keine Furcht hatten. Wir, unsere Hirten an der Spitze, befanden uns immer nur einmal in der Gesellschaft der Freiheit, am Tag ihrer Beerdigung.

(MEGA I/2, S. 171/172; MEW 1, S. 379/380)

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Die Betriebsamkeit dieser kleinen aus der demokratischen Pissjauche ausgebrüteten badensischen Flöhe ist rührend.

(An Engels, 17. Dezember 1858)

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Sehr bedeutend ist [Charles] Darwins Schrift und passt mir als naturwissenschaftliche Unterlage des geschichtlichen Klassenkampfes. Die grob englische Manier der Entwicklung muss man natürlich mit in den Kauf nehmen. Trotz allem Mangelhaften ist hier zuerst der »Teleologie« in der Naturwissenschaft nicht nur der Todesstoß gegeben, sondern der rationelle Sinn derselben empirisch auseinandergelegt.

(An Ferdinand Lassalle, 16. Januar 1861; MEGA III/11, S. 316; MEW 30, S. 578)

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Es ist merkwürdig, wie Darwin unter Bestien und Pflanzen seine englische Gesellschaft mit ihrer Teilung der Arbeit, Konkurrenz, Aufschluss neuer Märkte, »Erfindungen« und Malthus’schem »Kampf ums Dasein« wiedererkennt. Es ist [Thomas] Hobbes’ bellum omnium contra omnes, und es erinnert an Hegel in der »Phänomenologie«, wo die bürgerliche Gesellschaft als »geistiges Tierreich«, während bei Darwin das Tierreich als bürgerliche Gesellschaft figuriert.

(An Engels, 18. Juni 1862; MEGA III/12, S. 137; MEW 30, S. 249)

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Die Arbeit ist nicht die Quelle allen Reichtums. Die Natur ist ebenso sehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum?) als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft.

(MEGA I/25, S. 9; MEW 19, S. 15)

                                                          ***  

Noch bequemer ist es natürlich, sich unter Wert gar nichts zu denken. Man kann dann ohne Umstände alles unter diese Kategorie subsumieren. So z. B. J[ean] B[aptiste] Say. Was ist »valeur«? Antwort: »Das, was eine Sache wert ist«, und was ist »prix«? Antwort: »Der Wert einer Sache ausgedrückt in Geld.« Und warum hat »die Arbeit der Erde … einen Wert? Weil man ihr einen Preis zuerkennt«. Also Wert ist, was ein Ding wert ist, und die Erde hat einen »Wert«, weil man ihren Wert »in Geld ausdrückt«. Dies ist jedenfalls eine sehr einfache Methode, sich über das why und wherefore der Dinge zu verständigen.

(MEGA II/5, S. 435; MEW 23, S. 560)

                                                          ***

Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Produkte des menschlichen Kopfes mit eignem Leben begabte, untereinander und mit den Menschen in Verhältnis stehende selbständige Gestalten. So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Dies nenne ich den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden, und der daher von der Warenproduktion unzertrennlich ist.

(MEGA II/6, S. 103; MEW 23, S. 86/87)

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Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. […] Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

(MEGA I/2, S. 170; MEW 1, S. 378)

                                                          ***  

Wie der Mensch in der Religion vom Machwerk seines eignen Kopfes, so wird er in der kapitalistischen Produktion vom Machwerk seiner eignen Hand beherrscht.

(MEGA II/6, S. 657/568; MEW 23, S. 649)

                                                          ***

Jeder muss seine religiöse, wie seine leibliche Notdurft verrichten können, ohne dass die Polizei ihre Nase hineinstreckt.

(MEGA I/25, S. 24; MEW 19, S. 31)

                                                          ***

Inliegend findest Du ein Postkuvert, das der nichtswürdige, feige und halbverrückte Müller-Tellering mir per Post zugeschickt hat. Adresse: Charles Marx, the future dictator of Germany.

(An einen Bekannten, 10. Mai 1852)

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Alle Zitate sind entnommen aus:

Björn Akstinat (Herausgeber, Autor), Simon Akstinat (Herausgeber), Karl Marx (Autor), Friedrich Engels (Autor), Gregor Gysi (Autor), Marx & Engels intim, Manuskript 2018.

Timm Grassmann, Kapitales von Karl Marx, Berlin 2018.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Hannah Schmidt-Ott.

Kategorien: Politische Ökonomie

Karl Marx

Dr. Karl Marx ist Soziologe, Ökonom und Philosoph. Forschungsaufenthalte u. a. in Brüssel, Paris und London. Zahlreiche Veröffentlichungen zu politischen, wirtschafts-wissenschaftlichen und gesellschaftstheoretischen Themen, insbesondere zum Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital.

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